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Das Rückgrat der Thermopapiere: die Marktführer der Branche

Handelsübliches Thermopapier, wie wir es täglich in den Händen halten, durchläuft einen speziellen Herstellungsprozess, bei dem eine Spezialbeschichtung aufgebracht wird, die sich bei Hitzeeinwirkung einfärbt. Dieses Verfahren ist durch eine Reihe von Patenten geschützt, daher teilen sich vier marktführende Thermopapierhersteller den Weltmarkt unter sich auf: KANZAN Spezialpapiere GmbH, die Papierfabrik August Koehler SE, Mitsubishi Paper Mills Ltd. und das koreanische Unternehmen Hansol Paper. Wir stellen Ihnen im Folgenden die Unternehmen im Porträt vor.

KANZAN Spezialpapiere GmbH

Der Firmenname des Gemeinschaftsunternehmens KANZAN setzt sich zusammen aus den Namen der japanischen Papierfabrikation Kanzaki Paper (firmiert heute unter dem Namen Oji Seishi Paper) und der deutschen Zanders Feinpapiere AG. Als weiterer Partner konnte bei der Gründung der japanische Handelspartner Marubeni gewonnen werden. Die KANZAN Spezialpapiere GmbH wurde 1990 in Düren gegründet, die Papierproduktion wurde im Oktober 1991 aufgenommen, als die Firma Zanders ihr Werk im badischen Neumühl einbrachte und auf KANZAN überschrieb. Im Jahr 2000 trennte sich die Zanders Feinpapiere AG von ihrer Beteiligung an KAZAN, seitdem hält die in Japan marktführende Oji Paper Group mit beinahe 95 Prozent die meisten Firmenanteile an KAZAN. Das Unternehmen produziert neben Thermo- und Inkjet-Papieren weitere Spezialpapiere für den gesamteuropäischen Markt und beschäftigt über 300 Mitarbeiter. Es stellt jährlich rund 60.000 Tonnen Papier her und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von ca. 100 Mio. Euro.

Das Hauptproduktionsmittel für Thermorollen bei KAZAN ist eine Papiermaschine, die über eine Rollenbreite von 3,20 m verfügt. Außerdem sind auf dem Produktionsgelände zwei Streichmaschinen mit Arbeitsbreiten von 3,20 bzw. 1,60 m vorhanden, welche die Spezialbeschichtungen aufbringen. Vom Dürener Werk aus werden Druckereien, Kleinrollenausrüster sowie Hersteller von Selbstklebeetiketten beliefert. Die für die Papierherstellung benötigte Energie erzeugt KAZAN über ein eigenes Braunkohlekraftwerk, welches sich auf dem Werksgelände befindet. Es arbeitet mit einem Nutzungsgrad von mehr als 90 Prozent, Energieträger ist die in der Region um Düren gewonnene Braunkohle.

Papierfabrik August Koehler

Der Koehler-Konzern ist ein Konstrukt aus mehreren Unternehmen. Der Mutterkonzern der Koehler Paper Group ist die Koehler Holding GmbH & Co. KG mit ihrem Hauptsitz in Oberkirch im badischen Ortenau-Kreis. Produktionsstätten finden sich in Kehl und im thüringischen Greiz. Daneben engagiert man sich mit der Koehler Energy Group im Marktsegment der erneuerbaren Energien. Rund 1800 Mitarbeiter sind im Koehler-Konzern beschäftigt. Im Jahr 2009 übernahm der Koehler-Konzern die seinerzeit zahlungsunfähige Katz Group, welche der Weltmarktführer in der Herstellung von Bierdeckeln war. Daraufhin änderte das Unternehmen die Rechtsform von einer Aktiengesellschaft in eine Societas Europaea, kurz SE.

Die Produktionsschwerpunkte der August Koehler SE bestehen in der Herstellung von Thermopapier und Bierdeckeln (hier ist man bis dato Weltmarktführer), darüber hinaus produziert das Unternehmen Durchschlagpapier, Fein- und Dekorpapier sowie Buntpapiere und Kartons. Damit generierte das Unternehmen im Jahr 2013 einen Jahresumsatz von über 700 Mio. Euro, dabei wurden rund 500.000 Tonnen Papier abgesetzt.

Bereits 1963 erwarb Koehler das Patent am bekannten Durchschlagpapier „reacto“, mit dem die Firma damals die meisten Umsätze erzielte. Seit 1988 produziert das Koehler-Werk im oberrheinischen Kehl im größten Papierwerk des Unternehmens Thermo- und Durchschreibepapier auf drei Papiermaschinen. Mittlerweile wird die Firma in der achten Generation geführt (Firmengründer im Jahre 1807 war der Karlsruher Kaufmann Otto Koehler).

Mitsubishi Paper Mills Ltd.

Der japanische Thermopapierhersteller Mitsubishi Paper Mills Ltd. mit Sitz in Tokio betreibt neben drei Forschungs- und sechs Produktionsstätten in Japan weitere Standorte in Mexiko, China und Deutschland. Die Unternehmensgruppe gilt als der Pionier bei der Herstellung von Foto- und Inkjetpapieren. Die Mitsubishi HiTec Paper als ein Teil dieser Gruppe unterhält neben einem internationalen Service- und Vertriebsnetz die beiden Papierproduktionsstandorte in Flensburg und Bielefeld. Diese können auf eine lange Papiermachertradition zurückblicken: In Ostwestfalen wird seit 1799 Papier produziert, das Werk in Schleswig-Holstein geht auf ein Gründungsdatum im Jahr 1696 zurück. Heute stehen dort moderne Streichtechnologien für die Beschichtung von Spezialpapieren zur Verfügung, pro Jahr werden über 180.000 Tonnen Papier hergestellt. In beiden deutschen Werken beschäftigt die Mitsubishi Paper Mills rund 700 Mitarbeiter und erwirtschaftet knap 300 Mio. Euro Umsatz pro Jahr. Es werden ausschließlich gestrichene Spezialpapiere für Etiketten sowie für Foto- und Thermodirektdrucker produziert.

Hansol Paper Co. Ltd.

Der einstmals größte Hersteller von Thermopapierrollen in Europa – die Schades Group – wurde im Jahr 2013 vom koreanischen Unternehmen Hansol übernommen. Durch diesen Aufkauf avancierte die Hansol Paper zum größten Papierproduzenten Süd-Koreas mit einem Jahresumsatz von zwei Milliarden US-Dollar. Hansol stellt pro Jahr rund zwei Millionen Tonnen Thermo- und weitere Spezialpapiere her. Das börsennotierte Unternehmen beschäftigt derzeit weltweit rund 1.600 Mitarbeiter. Die Hansol Group als Mutterkonzern ist darüber hinaus in den Branchen Energie, Logistik, Chemie und IT engagiert. Der Papierbereich wurde im Jahr 1991 als eigenständiger Unternehmenszweig ausgegliedert.

Die Hansol Paper Co. Ltd. arbeitet mit einem Ausrüster zusammen, der die Produktionsstätten der deutschen Schades Group weiter ausbaut. Damit ergibt sich als Synergieeffekt eine Kooperation zwischen dem Lieferanten und der weiterverarbeitenden Industrie. Dadurch kann schnell auf Kundenwünsche reagiert werden, so die Einschätzung der Schades Group. Des Weiteren hat die Hansol Paper Co. Ltd. vor einiger Zeit die niederländische Telrol – einen Hersteller von Selbstklebeetiketten – aufgekauft, wodurch sich das Unternehmen am wachsenden Labelgeschäft beteiligen will. Die Schades Group und Telrol sollen mittelfristig eine Geschäftseinheit bilden. Mit der neuen Gruppe werden künftig über 400 Mitarbeiter mit Niederlassungen in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Frankreich, Belgien und weiteren Ländern in Lohn und Brot stehen, wobei das Unternehmensziel die Produktion von einer Milliarde Quadratmeter Papier ist. Dadurch soll ein Jahresumsatz von 150 Mio. Euro allein in Europa erreicht werden.